Walental – leere Versprechungen

Wie dieser Artikel, der eigentlich im Landbote hätte erscheinen sollen bei uns gelandet ist ? Davon später. Lesen sie, nein studieren sie diesen fundierten Artikel von Peter Hitz aus Münsingen.

Waletal – ein Dossier von Ungereimtheiten

Waletal ist im Zentrum besonderer Interessen, angeführt von der neuen Gemeinderätin Mägert als Präsidentin des Pro-Komitees, die uns mit ihren sinnlosen Parkplatz­bewirt­schaftungen bei der Badi und Sandreutenen schon genug Wohnqualität zerstört hat.

41 Einfamilienhäuser und 4 Mehrfamilienhäuser, so stellen sich die Befürworterinnen verdichtetes Bauen vor. Man will finanzkräftige Leute anziehen. Parzellengrössen zwischen 610 und (in der tat­sächlich bevorzugten obersten Lage sogar) 1350 m2 liessen derartige Eliten erwarten. Geht man davon aus, dass diese 36 + 5 Käufer im Schnitt 200’000.- Einkommen und eine Million Vermögen ver­steu­ern, so brächte das jährlich nicht einmal 1 Million Gemeindesteuern (gemäss Steuer­rechner unserer kantonalen Steuerverwaltung). Nimmt man 36 mit 200’000.- + 5 mit 500’000.- Steuer­einkommen, so kommt man auf 1,2 Millionen. Ein läppischer Betrag, den die federführende Bauverwaltung auch hätte berechnen können und müssen (!). Aber: erstens werden die Käufer im Schnitt kaum ein solches Einkommen bringen, zweitens ziehen solche Käufer noch bessere Lagen vor und drittens werden sie wohl kaum mit einem einzigen Auto auskommen. Das Ranking von Münsingen lässt tatsächlich bescheidenere Käufer erwarten. Münsingen ist gemäss der Unter­suchung des Immobilienspezialisten IAZI aus Zürich, der 854 Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern beurteilte, im sehr mageren 477. Rang, nach Rubigen im 188. und Muri BE im 201. Rang (Weltwoche 5.11.09).

Einmalige Erträge durch Mehrwertabschöpfungen u. dgl. rechtfertigen ein solches Projekt ohne sinnvolle verkehrstechnische Massnahmen nicht (wie z.B. eine Verkehrsampel am unteren Ende des Bärenstutzes). Die vorgeschlagene dritte Spur wird zwar erwähnt, krass verschleiert wird aber das Wie: Vermutlich muss die Kirchmauer verschoben oder das jetzige Trottoir hinter die Kirchmauer verlegt werden. In der Botschaft findet man nichts. Datenschutz oder schlicht Hinters-Licht-Führen des dumben Stimmvolkes? Oder wird für den Löwen-Parkplatz ein Enteignungs­verfahren eingeleitet? Zuzutrauen wäre es den Initianten. Schon vor 20 Jahren wurde das Projekt Waletal von den Vorgängern der jetzigen sog. Elite, die heute durch 30er-, Flanier- und Begeg­nungs­zonen auf Hauptverkehrsachsen glänzt, studiert. Man erkannte klar, dass das Waletal nur sinnvoll erschlossen werden kann, wenn ab Schwandgarage links hinauf entlang des Friedhofs eine Strasse gebaut würde. Damals war es ausgeschlossen, Kantonsland zu erhalten, heute wären die Chancen gross. In der letzten Mitwirkung wurde diese Strassengabelung ab Schwand­garage einerseits hinauf Richtung Schützenhaus und andrerseits hinunter in die Au vorgeschla­gen, aber von der Bauverwaltung offenbar schlicht unterschlagen!

Anreize schaffen! Hört man seit der Finanzkrise sehr gern. Wohl Solardächer auf Kosten der Gemeinde (vor sich sieht man den grünen Waletal-Befürworter und Solarmusterschüler A. Bauen, Grossratskandidat). “Für die Auftragserteilung an Münsinger Firmen kann ein Bonus ausgerichtet werden“ sagt die Botschaft obergummig. “Kann“ = Im Ermessen des Gemeinderates oder des Bauverwalters? Wie die 120’000.- des Gemeinderats und die 40’000.- der Infrawerke an die Solarbahnlärmschutzwände? “Leistet die Einzonung einen wirkungsvollen lokalen Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Krise“. Krise in Münsingen? Noch nie gehört. Die Hagelschäden des 23.7.09 beschäftigen das lokale Gewerbe in hohem Masse.

“Insgesamt nachhaltig“ sagt die Botschaft. Auf diesen schwammigen, nichtssagenden Begriff des Bauverwalters haben wir noch gerade gewartet.

Ein schönes Feigenblatt soll verdichtetes Bauen andeuten: 4 Mehrfamilienhäuser in der Zone W3 mit rund 16 Mietwohnungen mit bis zu 30% vergünstigtem Zins sollen angeboten werden. Für wen wohl? Anreize zum Erhalt des Bauernhauses Bärenstutz 23 sollen geschaffen werden. Warum ist schleierhaft. Schon wieder Anreize!

“Mit diesem Vorhaben wird Raumplanung der Zukunft betrieben“, liest man in der Münsinger Info 1/2009.  “Das Anreizsystem besteht aus diversen freiwilligen (!) Massnahmen, die eine positive Wirkung auf die Umwelt haben“. Denkste! Besonders die Einkaufsfahrten im Zweit­wagen! Der Zwang zur ÖV-Benützung ist in der Botschaft (noch) nicht vorgesehen.

Zusammengefasst: wunderschön präsentiert, viele leere Versprechungen mit Anreizen und ein banges Hoffen auf freiwillige (!) ökologische Massnahmen, aber keinesfalls fertig durchdacht.

Berchtold Brecht sagte: Gut gemeint ist das Gegenteil von gut.

Waletal verdient ein grosses NEIN.

Peter Hitz  Münsingen

Eine Antwort auf „Walental – leere Versprechungen“

  1. Warum wurde dieser Artikel nicht im Landboten übernommen?
    P. Hitz: „Ich hoffte, als Landbote-Zahlender, dass die ihn ungeachtet der Länge aufnehmen würden. Leider nein. Ich ging dort vorbei und sah nun weshalb: Hr. Tobler FDP (Mitarbeiter des Landboten ;Blog Red.) hat selbst einen Pro-Bericht in den Landboten gesetzt, und wuste nicht einmal etwas von meinem!! …. Vielleicht kommt der Beitrag noch am 26.11.09 aber reichlich zu spät.“

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